Der Rudensaal, in der Pfarrheimgasse, wurde 1965 als Christkönig-Pfarrheim der Katholischen Pfarre Sierning errichtet. Daran erinnert das Mosaik in der Eingangshalle, das ursprünglich die Außenfassade des Gebäudes zierte. Nach einer Generalsanierung und Umgestaltung wurde der Rudensaal am Rudenkirtag 2017 eröffnet.
Die Ruden
Man nimmt an, dass der Ruden Kirtag in Sierning seit fast 300 Jahren am Faschingsdienstag stattfindet.
Das nachstehende Bild zeigt einen Ausschnitt vom Ruden Kirtag
Ein wichtiger Bestandteil des Kirtages ist der Rudentanz. Es kommen hier die Traunviertler Ruden zusammen( Gruppen von ca. vier bis acht Tanzpaare) und bieten ihre Landler dar.
Maria Theresia wollte den Bauern Mitte des 18ten Jahrhundert mehr Freiheit geben, dies scheiterte aber am Widerstand der Gutsherren. Sie dachte daher kurz auch über einen Rücktritt nach. So schuf Maria Theresia den Bauern anderwertig Erleichterungen und Verbesserungen ihrer sozialen Lage. Durch die damalige Unterdrückung der Bauern trieb es die Leute zur Tanz Unterhaltung. Daraus könnte sich auch dann der Traunviertler Landler entwickelt haben.
Nach mündlichen Überlieferungen sollen sich diese Tanzgruppen an einem Faschingsdienstag in Sierning das erste mal getroffen haben. Neben Musik und Tanz soll auch damals schon großer Wert auf die jährlich neu gedichteten Gstanzl gelegt worden sein. Grundsätzlich folgt der Rudentanz einen sehr strengen Ablauf. Der erste Durchgang wird immer stumm getanzt, um die Darstellung des Tanzes in den Mittelpunkt zu rücken. In der letzten Strophe werden dann oft die Musikanten spöttisch angesungen. Durch die Dreigestalt-Dichtung, Gesang und Tanz-gehört der Landler zu den schönsten, aber auch schwierigsten unserer alten Volkstänze.
Auch Josef Werndl soll ein Liebhaber des Landlertanzes gewesen sein. So lud er die Messererrud zur Elektrizitätsaustellung 1884 zu einem Tanzwettbewerb ein.
Früher waren die Tanzböden der Ruden in den Gasthöfen Migschitz, Steyrstrasse Nr 10 und Zachl , Kirchenplatz Nr 2. Laut Danner soll aber in weiteren 5 Gasthäusern dem Tanzvergnügen gehuldigt worden sein.
Nach dem Buch „Rudentanz in Sierning“ soll es 1934/35 Streit zwischen den Ruden und Herrn Krennhuber gegeben haben. Am Stephanitag beim „Rudenandingen“ soll Krennhuber bei einer Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und den Ruden gesagt haben: “von mir aus tanzt`s am Misthaufen“ Der damalige Tanzherr Alois Guger zog daraufhin die Konsequenz und ist für einige Jahre mit der Landlertanzveranstaltung ins Gasthaus Migschitz gezogen Im Jahre 1935 ist dem Rudentanz eine große Ehre auf Betreiben des Landeskulturrates D Commenda entgegengebracht worden. Radio Wien übertrug den Rudentanz erstmals im Radio
Sierninger Rud 1932/33
Der Rudentanz erfreute sich zwischen den Weltkriegen großer Beliebtheit, so nahmen 1937 sechzehn Ruden teil und es wurden laut Danner 1400 Karten verkauft.
Während den Weltkriegen waren die Tanzveranstaltungen untersagt. Tanzherr Franz Mayr begann 1946 die noch existierenden Ruden zu mobilisieren und am Stephanitag 1946 wurde ein Rudenkomitee gegründet. Der Rudentanz 1947 wurde dann ganz groß gefeiert. Zum Kirchgang fuhren 17 – 20 Ruden mit Pferdewagen und der Festzug wurde von der Trachtenkapelle Inzersdorf angeführt.
Rudenkomitee 1947
Für Sierning war das ein großes Fest, so war auch eine Gewerbeausstellung die allerdings damals noch von Fasching Samstag bis Fasching Dienstag dauerte.
Einladung zum Rudenkirtag und zur Gewerbeschau 1949,
damals 3 Tage
Sierninger Tanzherrnrud, die bis 2000 aktiv war
Hilbernerrud ca 1950Rudenkomitee 1997
Zu den ältesten Ruden zählt sicherlich die Messerrud aus Neuzeug, nachstehend ein Foto aus 2008
Foto unten Sierningerrud 2012
Im Jahre 2013 wurde der Rudentanz in das Immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen. Die Urkunde nachstehend:
Foto oben das Rudenkomitee 2015, Foto unten das Rudenkomitee 2017
Foto oben Sierninger Rud 2017
Einige Jahre bildete den Ausklang des Rudenkirtages ein Volkstanzabend im Pfarrheim, später dann im Forsthof, derzeit findet dieser Ausklang mit Musik im Schloßhof statt.