Pfarrzentrum mit Kirche St. Berthold
Foto: Alois Kaiser
Die Bevölkerung von Sierninghofen und Neuzeug musste lange Zeit nach Sierning in die Kirche gehen. Der Kirchweg führte über den Kreuzberg. Der Kreuzweg wurde um 1800 errichtet, da es angeblich am Berg spukte und Kirchgänger verschwanden. Ab 1941 fanden dann in der 1885 errichteten Lourdeskirche regelmäßige Gottesdienste statt.
Die Lourdeskirche wurde bald zu klein und wurde 1951 vergrößert. Da auch der Platz im vergrößerten Gotteshaus bald nicht mehr ausreichte, begann man in den späten 1950er Jahren mit der Planung eines neuen Pfarrzentrums. Im Jahre 1959 wurden der Pfarrhof und das Pfarrheim eingeweiht.
Im Jahre 1971 war es dann endlich soweit, die seit 1963 selbstständige Pfarre Sierninghofen/Neuzeug erhielt eine neue Kirche.
Mit der Gestaltung der Kirche wurde Lydia Roppolt beauftragt. Die Bertholdkirche ist neben der Konradkirche in Oberwang ihr einziges Gesamtwerk und stellt damit eine bedeutende Dokumentation ihres Schaffens dar.
Die Künstlerin wurde 1922 in Moskau geboren und starb 1995 in Wien. Sie wurde von der Lehrerin Emma Agnes Roppolt aus Wien adoptiert und studierte an der Akademie der Bildenden Künste. 1955 gewann sie einen Wettbewerb mit Glasfenstern, welche sie für die Bindermichl Kirche in Linz angefertigt hatte. Beerdigt ist sie in „ihrer“ Konradkirche in Oberwang.
Lydia Roppolt gestaltete die Einrichtung der Kirche ganz im Sinne des II. Vatikanischem Konzils, was nicht bei allen Kirchgehern in Sierninghofen/Neuzeug Anklang fand. Es gab große Proteste, speziell gegen das Kruzifix. Lydia Roppolt wollte im Antlitz Christi all seine ertragenen Leiden ausdrücken. Alles Unwesentliche ist vereinfacht dargestellt – das Antlitz und die Wundmale überproportional groß. Sie gestaltete auch den 16 Quadratmeter großen Wandteppich und das Taufbecken sowie die Tabernakelsäule in Sanduhrform.
Der Kreuzweg sollte auch von Lydia Roppolt geschaffen werden, wurde aber schließlich nicht von ihr ausgeführt. Ihn gestaltete Professor Kienesberger aus Rindbach.
Foto: Alois Kaiser
Foto: Ulrike Angerer
Im Jahre 1983 wurde von den Franziskanerschwestern eine gebrauchte Orgel angeschafft. Die Ab- und Aufbauarbeiten erfolgten durch Orgelbaumeister Bruno Riedl. Am 31. März 1984 wurde sie von Bischof Maximilian Aichern eingeweiht. Zum Andenken an Theresia Bruckner erhielt sie deren Namen.
Foto: Ulrike Angerer
Im November 1990 wurde das nächste große Projekt in Angriff genommen – Glocken für das neue Kirchengebäude. Vorher musste dafür der Glockenturm erhöht werden. Die Glockengussfeier fand am 30. Juni 1992 in Innsbruck bei der Firma Grassmayer statt, es nahmen 40 Neuzeuger daran teil.
Am 25. Oktober 1992 wurden alle 3 Glocken, die Hl. Berthold Glocke mit 720 kg, die Marienglocke mit 420 kg und die Hl. Mutter Anna Glocke mit 300 kg von Bischof Maximilian Aichern eingeweiht.
Foto: Ulrike Angerer
Bei Lydia Roppolt wurde auch eine Lindenholzskulptur in Auftrag gegeben, diese wurde aber aufgrund der Proteste gegen das Kruzifix wieder zurückgegeben und steht heute in der Kirche in Oberwang
Dafür gestaltete Gabrielle Saxa, eine Neuzeuger Künstlerin, ein Marienbild, das den ganzen Stammbaum Jesu in Erinnerung rufen soll.
Von ihr wurde 2006 auch ein dreiteiliges Bild im Altarraum gemalt: „Die unsichtbare, aber spürbare Seele des Hl. Geistes“
Foto: Ulrike Angerer
Die Texte sind teilweise aus der Dokumentation „Die Pfarrkirche St. Berthold Sierninghofen / Neuzeug“ von Ulrike Angerer.
