Station 17 - Theresia Bruckner

Theresia Helm - Mutter von Anton Bruckner

Wurde 1801 in diesem Haus geboren.

Gasthaus GirkingerFoto: Heimatforschung Sierning


Im historisch gesicherten Buch „Heimatkunde von Steyr“ aus dem Jahre 1894 schrieb Prof. Rolleder auf Seite 429 u. a.: „Um das Jahr 1550 berief Dietmar V. von Losenstein aus der Gegend von Schmalkalden im Thüringer Wald Schleifermeister und Ahlschmiede nach Neuzeug und errichtete mehrere neue Schleifen.“ 


Was versteht man unter den “Schleifen“? 

Die Familie Helm war bei den Einwanderern dabei. Der Vater von Theresia Helm, Ferdinand Helm, geboren am 29. Mai 1769 in Neuzeug, hatte am 13. Mai 1795 Anna Maria Mayrhofer - geboren 6. Mai 1773 auch in Neuzeug - geheiratet. Die Familie Mayrhofer war zu dieser Zeit Besitzer der Hoftaverne. Johann Ferdinand Helm wurde Gastwirt und war „Amtsverwalter“ der Herrschaft Gschwendt.

Was versteht man unter Herrschaft - System?

Die Herrschaft Gschwendt mit Stammsitz in Neuhofen an der Krems und verwandt mit den Grafen von Losenstein und Losensteinleithen, später auch verwandt mit den Fürsten von Auersperg und damit auch Mitte des 18 Jhdts Besitzer der Wahlmühle.(Chronik Wahlmühle)
So ist also Anton Bruckner mütterlicherseits ein echter “Sierning-Neuzeuger“. 

Theresia wuchs in einem reichen Elternhaus in Neuzeug auf. Die Eltern besaßen reichlich Grundbesitz und das Einkommen vom Vater als Amtsverwalter der Herrschaft Gschwendt, sowie die Einkünfte vom Gasthaus und sie hatten außerdem die Messerer und Verlegergerechtigkeit. 

Nach dem Tod ihrer Eltern und nach der Schulentlassung konnte sie bei Rosalia Mayrhofer, einer Schwester der Mutter, die Wirtschafterin im Pfarrhof zu Wolfern war, als Gehilfin unterkommen. Rosalia Mayerhofer wurde später die Taufpatin Anton Bruckners. 

Theresia Bruckner

Theresia fiel in Wolfern als „tugendsame Dorfschöne“ auf und lernte hier den Schullehrer Anton Bruckner (Senior) kennen und lieben. Die beiden heirateten am 30. September 1823 in Ansfelden. Die Lehrerwohnung der Volksschule Ansfelden wurde ihr Zuhause. Dort kamen 11 Kinder zur Welt, von denen allerdings sechs sehr bald starben. Das am 4. September 1824 erstgeborene Kind war Anton. Er wuchs in einer sehr musikalischen Familie auf. Der Vater war noch Organist und Mesner. Die Einnahmen bei Hochzeiten und dörflichen Festen konnten das karge Einkommen der Familie erhöhen. Die Mutter sang im Kirchenchor. Man erkannte sehr bald das Talent des kleinen Tonerls. 

Am 7. Juni 1837 erlitt die Familie einen schweren Schicksalsschlag, Vater Anton starb im Alter von 46 Jahren. Nun lag alle Sorge bei Mutter Theresia. Sie hatte für 5 Kinder zu sorgen. Noch am Todestag ihres Gatten ging sie mit Anton von Ansfelden nach St. Florian. Im Stift bat sie um Aufnahme ihres Buben zu den Florianer Sängerknaben. Das war der Beginn der künstlerischen Ausbildung des bekannten Musikers und Komponisten Anton Bruckner. Durch ihr Handeln hatte Mutter Bruckner einen großen Anteil am Werdegang des Anton. Dafür gebührt ihr eigentlich der Dank der ganzen Welt! Vielleicht hätte es nie einen Meister Anton Bruckner gegeben, wenn der Probst des Stiftes St. Florian das Empfehlungsschreiben des Ansfeldner Pfarrers beherzigt hätte. Der Pfarrer empfahl, dass Frau Bruckner ihren Sohn bei den reichen Verwandten unterbringen sollte. Der Prälat Michael Arneth erkannte das Talent des dreizehnjährigen Knaben und nahm ihn in den Stiftschor auf. Der Mutter wurde deshalb große Sorge abgenommen. 

Theresia musste nach dem Tod ihres Mannes die Wohnung dem neuen Schullehrer von Ansfelden überlassen. Sie zog mit ihren noch vier verbliebenen Kindern und der blinden Schwägerin nach Ebelsberg. Dort verdiente sie wenig Geld als Haushälterin bei ihren Nachbarn. Anton hatte zeitlebens eine sehr innige Verbindung zu seiner Mutter und unterstützte sie immer wieder von seinen jeweiligen Wirkungsstätten aus. 


Theresia Bruckner starb am 11. November 1860 in Ebelsberg. 


Das Geburtshaus soll uns immer an die Kindheit von Anton Bruckners Mutter, Theresia Helm, erinnern. Die Pfarre Sierninghofen-Neuzeug ehrt Theresia Helm, indem sie die 1984 errichtete Orgel in der Pfarrkirche St. Berthold „Theresia Bruckner Orgel“ nannte. 

Theresia Bruckner OrgelFoto: Ulrike Angerer

Mit Theresia-Helm-Straße und Anton-Bruckner-Weg wird von der Marktgemeinde Sierning die Erinnerung an diese beiden Persönlichkeiten hochgehalten. 


Theresia-Helm-Straße


Anton-Bruckner-Weg


Noch heute leben Bürger in der Gemeinde Sierning, deren Vorfahren ihre verwandtschaftlichen Wurzeln mit denen von Theresia Helm teilen.


(Quellen: Rolleder; Chronik zur Orgeleinweihung in Neuzeug 1984; Nowak, Leopold: Anton Bruckner Musik und Leben, R. Trauner Verlag).


  • Als Schleifen wurden die Betriebe der Messerer bezeichnet, egal ob es nun Schmieden oder Schleifereien waren
  • Die Organisationsform die auch in den österreichischen Ländern Anwendung fand und die verwaltungstechnischen und rechtlichen Angelegenheiten regelte, galt bei uns bis zur Revolution 1848. Es bestand zwischen Grundherrn und Untertan ein Verhältnis zum beiderseitigen Nutzen. Der Untertan durfte Grund und Boden bearbeiten musste aber an die Herrschaft Abgaben bezahlen. Die Herrschaft hatte aber die Pflicht die Untertanen zu schützen.