Station 11 - Pfarre Sierning

Die unabhängige Pfarre Sierning und ihre Amtsinhaber im Kontext der kirchlichen und weltlichen Geschichte 


Sigmund Steidl: 1782-1813

Von 1782 bis 1798 war er in Sierning Vikar der Erzdiözese Passau. In der neuen Diözese Linz blieb er bis 1813 Pfarrer. 


Die Reformen Josefs II. bewirkten, dass Sierning 1798 vom Machtzentrum Passau als Hauptaußenstelle getrennt wurde. Die Pfarre erlangte in der neugegründeten Diözese Linz ihre Selbständigkeit.                                                                                                                        

                                                

Reformen Josefs II.  -   Napoleonische Kriege - Wiener Kongress – Beginn der Metternich-Zeit.

 



Josef Engelmann: 1813-1822 

1814/1815 Wiener Kongress – Beginn der Biedermeierzeit.                              




Alois Amant: 1822-1832 

Während der Amtszeit des Pfarrers Alois Amant kaufte der Legationssekretär und Inhaber der Herrschaft Ebelsberg Carl Theodor Ritter von Kast am 17. Jänner 1826 die k.k. Staatsherrschaft Sierning. Mit dem Kaufvertrag übernahm der neue Besitzer auch die Patronatsrechte und die damit verbundenen Lasten und Pflichten (z.B. Bezahlung von Reparaturen an der Kirche und den dazugehörenden Nebengebäuden, der Pfarrer erhielt 300 Gulden, für seine 3 Kooperatoren waren 600 Gulden zu zahlen).  


Beginn der Dampfschifffahrt - Beginn des Eisenbahnbaus - viele Erfindungen - Übergang von handwerklicher Fertigung vieler Produkte zu industrieller Herstellung. 



 2Martin Kary: 1832-1865: 

Mit der Herrschaft Sierning unter Leitung des Pflegers August Edelbacher hatte er öfter Auseinandersetzungen finanzieller Natur. Da er für die Sanierung des alten Pfarrhofes (heute Hochstraße 1) keine angemessene finanzielle Unterstützung erhielt, baute er 1838 einen neuen Pfarrhof aus eigenen Mitteln. 1855 wurde dieser von der Pfarre um 8 000 Gulden angekauft, wobei der nun neue, junge Gutsbesitzer Llewellyn Carl Theodor Ludwig Baron von Kast 5 500 Gulden beisteuerte. August Edelbacher war zu dieser Zeit bereits Landesgerichtsrat in Linz. Pfarrer Kary wurde Gemeinderat in der 1850 vom Staat neu geschaffenen Verwaltungseinheit „Gemeinde“. Sein Verhältnis zu den evangelischen Bürgern Siernings war schwierig. Er war dafür verantwortlich, so schreibt das k.k. Bezirksamt Steyr, dass anstatt des talentierten, tüchtigen Kaufmanns Philipp Daniel Lippert, calvinischer Religion, der Landwirt Franz Wolfsjäger 1860 zum Bürgermeister gewählt wurde. 


Konkordat mit dem Hl. Stuhl (1855): So manche Reformen Kaiser Josefs II. wurden zurückgenommen. Die Kirche erhielt die Gerichtsbarkeit über den Klerus. Die Leitung der Priesterseminare wurde ihr wieder gestattet. Die Selbstverwaltung des kirchlichen Vermögens, Ehegerichtsbarkeit, Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, die Zensur von Büchern religiösen Inhalts wurden in den Verantwortungsbereich der katholischen Kirche übertragen.  1862 startete der Bau des Linzer Mariendoms unter Bischof Franz Josef Rudigier (Mitbegründer des politischen Katholizismus, Widerstand gegen staatliche Schul- und Ehegesetze, Bekämpfung liberalen Gedankengutes). 


Industrieausstellung Graz 1841 – Wahrnehmen der Reformen Erzherzog Johanns auch außerhalb der Steiermark - Revolution 1848 - Aufhebung der Leibeigenschaft - 1849 Beschluss des Gemeindegesetzes durch den Kaiser - 1850 Wahl des 1. Sierninger Bürgermeisters - 1861 Erlass des Protestantenpatentes – 1865 Eröffnung der Wiener Ringstraße.     



3Bernhard Kornseis: 1865-1887   1. Ehrenbürger der Gemeinde

1877 feierte die Pfarre ihr 1100-jähriges Bestehen. 1885 Einweihung der Lourdes-Kirche in Neuzeug. Im Herbst 1886 brach eine Blatternepidemie aus - 99 Menschen starben.  Die Schule wurde gesperrt, der Friedhof war nicht mehr frei zugänglich. Begräbnisse fanden ohne Leiche statt. 


Das 1. Vatikanische Konzil fand im Zeitraum von 1869 bis 1870 statt. Unter anderem wurde „Die Unfehlbarkeit des Papstes“, bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren beschlossen. 


1866 Schlacht bei Königsgrätz - 1867 Inkrafttreten des Staatsgrundgesetzes auch Dezemberverfassung genannt - 1871 Einführung von Metermaß und Kilogramm - 1874 Zusammenschluss aller Arbeiter- und Arbeiterbildungsvereine zur Sozialdemokratischen Partei Österreichs in Neudörfl bei Wr. Neustadt.




Leopold Schwarzbauer: 1887-1888 

Ab Februar 1887 war die verhängte Quarantäne wegen der Blattern aufgelassen. 


Unter Bischof Ernest Müller wurden die Gläubigen zur Verehrung des Herzens Jesu und der Herz Maria Verehrung angehalten. Er förderte auch die OÖ. Cäcilien-Vereine. 


1888 Gesetz für eine „Obligate Krankenversicherung“.



4Franz Gugeneder: 1888-1924   Ehrenbürger von Sierning   

Als Dank für die überstandene Seuche wurde die „Sebastiani-Glocke“, 2 359 kg schwer, von der Fa. Peteler in Steyr gegossen. Der Friedhof wurde erweitert und mit einer Mauer umgeben. 


Zusammenschluss von verschiedenen katholischen Gesellenvereinen zum Christlich-Sozialen Arbeiterverein unter Leopold Kundschak - 1924 Fertigstellung und Einweihung des Linzer Mariendom. Die Kirche war gegen das Staatskirchentum und die Ideen des Liberalismus. 


1889 Beschluss des Gesetzes über obligate Arbeiterunfallversicherung - 1888 Parteitag der Sozialdemokraten in Hainfeld - 1889 Tragödie von Mayerling - 1893 Tagung des 1. Allgemeinen Gewerkschaftskongresses - 1895 Verbot der Kinderarbeit und Nachtarbeit für Frauen, Einführung des 11-Stundentags, sowie die 24stündige Sonntagsruhe - 1898 Attentat auf Kaiserin Elisabeth - 1907 Allgemeines Wahlrecht für Männer ab 24 Jahren. - 1. Weltkrieg – Zerfall der Habsburger-Monarchie - 21.11.1918 Gründung der 1. Republik – Einführung des Frauenwahlrechts: in diesem Zusammenhang hält Frau Dr. Hildegard Burian (Nationalratsabgeordnete 1919/1920 im Parlament der 1. Republik, Gründerin der Caritas sozialis, 2012 seliggesprochen) am 26. Mai1918 im Gasthaus Steyrleithner, heute Bahnhofstraße 3, auf Einladung des Christlichsozialen Arbeitervereins für OÖ einen Vortrag, um Frauen zu überzeugen, das hart erkämpfte Wahlrecht in Anspruch zu nehmen. Ebenso gab es in Neuzeug im Gasthof Ortner von Sozialdemokratischer Seite Aufrufe, Frauen für die Teilnahme an der Wahl zu gewinnen. – 1924 Einführung des Schillings.   



5Alois Treml: 1925-1965   Ehrenbürger von Sierning      

Während seiner Amtszeit hatte Alois Treml die Pfarre durch folgende politische Systeme zu führen: 1. Republik Österreichs, Ständestaat, Deutsches Reich und 2. Weltkrieg, 2. Republik.


1938: Auflösung sämtlicher kirchlicher Vereine. Der Aufbau der CARITAS in Österreich nach 1945 war von großer sozialpolitischer Tragweite mit Auswirkungen auf das öffentliche Geschehen bis in die Gegenwart. Unter Bischof Franz Salesius Zauner (1956-1980) wurden das katholische Bildungswesen und die Katholische Aktion ausgebaut. Viele neue moderne Kirchen wurden in der Diözese errichtet (unter anderem die Kirche in Sierninghofen/Neuzeug). 

1952: Abschluss des Wiederaufbaus des in den letzten Kriegstagen (1945) zerstörten Wiener Stephansdoms. Der Dom wurde ein wichtiges Symbol für die Identitätsfindung der Österreicher von Vorarlberg bis zum Burgenland. Die Pummerin ist eine Spende des Bundeslandes Oberösterreich. 

Unter Papst Johannes XXIII. wurde der Wiener Erzbischof Franz König Kardinal. Er leitete die Annäherung zwischen der Katholischen Kirche und den Sozialdemokraten ein. Außerdem veranlasste er, dass die österreichische Regierung und der Vatikan das 1933 beschlossene Konkordat neu verhandelten. Der Klerus der katholischen Kirche Österreichs übernahm nach dem 2. Weltkrieg (und bis in die Gegenwart) keine politischen Ämter.  Doch die Gremien der Kirche beobachten das politische Geschehen sehr genau und nehmen Stellung nach Begutachtung der Gesetzesvorschläge. 


1929 Weltwirtschaftskrise – Arbeitslosigkeit –12.02.1934 Bürgerkrieg und Ende der Demokratie in Österreich (Verbot sämtlicher Parteien und Gründung der von 1934 -1938 bestehenden „Vaterländischen Front“ des autoritär geführten Ständestaates) - 1938 Anschluss an Deutschland – 2. Weltkrieg (1939 – 1945)  Besatzungszeit – Wiederaufbau – Marschallplan – Verhandlungen über die Autonomie Südtirols mit Italien - Beginn des Kalten Kriegs – Errichtung des Eisernen Vorhanges – Aufrüstung – Angst vor militärischer atomarer Bedrohung durch die Sowjetunion – 15.05.1955 Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages – 26. 10. 1955 Beschluss der immerwährenden Neutralität im Parlament - 1956 Ungarnkrise –1957 Beitritt zum Europarat - 1961 Gipfeltreffen(Thema: Abrüstung und Atomtests) zwischen John F. Kennedy (USA) und Nikita Chruschtschow – 1961 Beschluss des Protestantengesetzes für Freiheit und Selbstbestimmungsrecht der Evangelischen Kirchen - 1964 Eröffnung der Europabrücke. 



7Helmut Fröhlich: 1965-2003   Ehrenbürger von Sierning 

Mit Amtsantritt von Pfarrer Helmut Fröhlich war das Ende des II. Vatikanischen Konzils (1962 – 1965) in Sicht. Er begann bald die in Rom beschlossenen Reformen mit Unterstützung des Bischofs umzusetzen: 

Mit der Umgestaltung und gründlichen Renovierung der Pfarrkirche wurde die neue Liturgiereform verwirklicht.
Durch das Konzil wurde auch die Stellung der Laien aufgewertet. Die 1. Pfarrgemeinderatswahl fand 1973 statt. Ihm ist es gelungen, das Sierninger Pfarrleben für alle Menschen der Gemeinde Sierning zu öffnen. Er duldete moderne und konservative Strömungen in der Pfarre. 

Ökumene: Die katholische Kirche tritt in einen Dialog mit anderen Christlichen Kirchen. Frau Erna König (kath.) und Frau Maria Wächter (ev.) waren 1966 für die gemeinsame Organisation des Weltgebetstags der Frauen verantwortlich. Sie gestalteten ihn von Beginn an ökumenisch. Getragen von persönlichen Freundschaften und gegenseitiger Wertschätzung zwischen den Angehörigen beider Glaubensgemeinschaften wurden im Lauf der Zeit viele Projekte gemeinsam organisiert und der Grundstein für ein positives Zusammenleben beider Konfessionen gelegt. 

1977 Jubiläumsjahr 1200-Jahre Sierning. Einige Jahre feiern vierzehntägig Patres aus Kremsmünster HL. Messen mit der Pfarrgemeinde. Eine Pastoralassistentin versieht erstmals in der Pfarre ihren Dienst. Mädchen werden als Ministrantinnen eingeschult. Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen aus Kambodscha durch Pfarrmitglieder - Unterstützung von Kindern aus Belarus nach der Tschernobyl-Katastrophe.                                         

                                                                                         

1983, 1988, 1998 Papst Johannes Paul II. zu Besuch in Österreich – 1995 Kirchenvolksbegehren – 2000 Umwandlung des Priesterseminars in die Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz. Die Diözesanbischöfe Franz Salesius Zauner und Maximilian Aichern prägten die Amtszeit von Pfarrer Fröhlich. 


1966 Eröffnung der Johannes Kepler-Universität – 1969 die 1. Menschen auf dem Mond – ab 1971 viele Diskussionen über  Reformen der Regierungen Kreiskys (1970-1983) - Demokratisierung des Hochschulwesens - Veränderungen im Bildungswesen (Schülerfreifahrt, Gratisschulbuch) - Strafrechtsreform - Familienrechtsreform (Rechte für die Frauen, Scheidung, Geburtenkontrolle, Abtreibung …) –  05.11.1978 Verhinderung der Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf durch eine Volksabstimmung - Umweltverschmutzung – Naturschutz - 1986 Beginn der Aufarbeitung der NS Geschichte Österreichs auf Grund der Waldheimaffäre - 1989 Fall des Eisernen Vorhangs – Vorantreiben der wirtschaftlichen Globalisierung und der Digitalisierung – Jugoslawien-Krieg - 1993  Erstes Lichtermeer auf dem Wr. Heldenplatz  aus Protest gegen das Anti-Ausländer-Volksbegehren „Österreich zuerst“  -  1995 EU-Beitritt Österreichs – Ab 2002 ist der Euro, die neue gemeinsame Währung in vielen Staaten Europas. 



8Karl Sperker:  seit 2003 

Auf Grund des Priestermangels übernimmt Pfarrer Sperker in benachbarten Pfarren priesterliche Dienste. 

Ein finsteres Kapitel der Geschichte aus der NS-Zeit wurde in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Ines Bernt- Koppensteiner, Buchautorin: nirgendwohin, dem Sierninger Bildhauer Mag. Karl Reiter, der Marktgemeinde Sierning unter Bürgermeister Manfred Kalchmair und der Pfarre unter Mag. Karl Sperker aufgearbeitet. Unter dem Thema: Erinnern – gedenken – mahnen fand am 26. Oktober 2017 vor dem Friedhof eine Denkmalenthüllung für 10 auf dem Sierninger Friedhof erschossene ungarische Juden statt. Das Massengrab für 26 KZ-Häftlinge aus den Wiener Saurer-Werken, die bei einem Todesmarsch 1945 in unserem Gemeindegebiet um ihr Leben kamen, wurde zu einer würdigen Gedenkstätte.

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Ausführliche Dokumentation dieser Feier auf der Homepage der Pfarre Sierning: https://www.dioezese-linz.at/pfarre/4390 

Soziales Engagement in der Pfarre, für die 3. Welt, Hilfe für Rumänien, Unterstützung von Menschen nach ihrer Flucht aus Ex-Jugoslawien,  Tschetschenien, Syrien und Afghanistan und ab 2022 Hilfe sowohl für geflüchtete als auch im Land verbliebene ukrainische Staatsbürger/Innen sind nur einige Punkte, die das caritative Leben in der Pfarrgemeinde auszeichnen.


Ludwig Schwarz (2005 – 2015) und Manfred Scheuer (ab 2016) sind die Bischöfe, die seit 2005 für katholisches Leben in der Diözese Verantwortung tragen - 2007 Papst Benedikt XVI. zu Besuch in Österreich. 

Die Katholische Kirche Oberösterreichs startete 2019 einen Reformprozess „Kirche weit denken“ Zukunftsweg auch mit Auswirkungen auf die Pfarre Sierning. Bis 2026 soll die Reform umgesetzt sein.


Kritik vieler Bürger an der neoliberalen Sozialpolitik der Schwarz-Blauen(Orangen) Regierungen – Rückstellung von Nazi-Raubgut an die Nachkommen der Nazi-Opfer - Finanzielle Entschädigung überlebender Opfer aus der NS-Zeit  –   2007 Erweiterung des Schengenraums: z.B. keine Grenzkontrollen an Tschechiens Grenzen – Diskussionen über den weltweiten Klimawandel - 2008 weltweite Finanzkrise ausgehend von den USA – Ab 2011 Beginn der Entschädigungen für Missbrauchsopfer sowohl von der Kirche als auch von staatlicher  Seite – Rückbesinnen auf nachhaltiges Wirtschaften und Umweltfreundlichkeit - Energiesparen  – Ökologische Herstellung der Lebensmittel – Eindämmung von CO2 – Tierschutz - 2015 Europäische Flüchtlingskrise – 2016 Dr. Alexander van der Bellen ehemaliger Bundessprecher der Grünen ist Gewinner der Bundespräsidentenwahl – 03.06.2019 bis 07.01.2020 Dr. Brigitte Bierlein 1. Bundeskanzlerin in einer vom Bundespräsidenten eingesetzten Beamtenregierung - 2020 erste Schwarz-Grüne Regierung in Österreich auf Bundesebene - 2020 Ausbruch der Covid-19 Pandemie weltweit - 2021 werden 3 ÖVP-Bundeskanzler vereidigt -  2022 Beginn des Ukraine-Krieges mit einer Flüchtlingswelle und negativen wirtschaftlichen und sozialen Folgen ungeheuren Ausmaßes für Europa und die Welt.