Station 07 - Sierninger Pestsäule

ÜBER DIE PEST

Die Pest wurde auch Contagion oder der Schwarze Tod genannt. Sie wütete nach langer Zeit ab 1348 immer wieder in unterschiedlicher Stärke und Ausbreitung in ganz Europa. Es wurde festgestellt, dass Menschen, die im Zeitraum von 1348 bis 1713 geboren wurden, den Ausbruch einer Pestepidemie zweimal erleben konnten. 

AUSBREITUNG:  

Der Ursprungsherd der Seuche befand sich um 1330 in Zentralasien. Von dort verbreitete sie sich nach Osten bis Indien und China. Über die Karawanenstraßen gelangte sie bis zur Insel Krim in die genuesische Handelsniederlassung Caffa (heute: Feodosia). 1345 hatte ein Tatarenheer, in dem ein Teil der Soldaten an der Pest erkrankt war, die Stadt belagert. Pesttote wurden in das Stadtgebiet geschleudert. 

Durch Besatzungsmitglieder genuesischer Schiffe wurde die Pest nach Messina und Italien gebracht. Von dort verbreitete sie sich sehr rasch im Hinterland anderer Mittelmeerhäfen. Auch in England trat diese Seuche sehr früh auf. 

Über den Landweg, wahrscheinlich vom Handelszentrum Venedig ausgehend, gelangte die Pest über die Alpenpässe nach Mittel-, West- und Nordosteuropa. Über diesen Weg schritt die Verbreitung der Krankheit langsamer voran, wie in vielen Chroniken der damaligen Zeit zu lesen ist. 

ÜBERTRAGUNG UND KRANKHEITSBILD:

Die Flöhe der Ratten trugen die Pestbakterien in sich. Bei Tod ihres Wirtes suchten sie sich einen neuen, nämlich Haustiere, Menschenflöhe oder gleich den Menschen. An der Bissstelle des Flohs kam es zu einer lokalen Infektion, die durch die Ausbildung einer Pustel gekennzeichnet war und zur Beulenpest führte. Widerstandsfähige Menschen konnten sie überleben. Die hundertprozentig tödliche Form war die Lungenpest. Der Patient starb schnell ohne besondere äußere Anzeichen an hohem Fieber und Blutspucken. Auch Menschen übertrugen die Pestbakterien durch Tröpfcheninfektion. Wer der Pestsepsis zum Opfer fiel, starb innerhalb von 2 Tagen. Häufige Überträger waren Priester (Verabreichung der letzten Ölung und Abnahme der Beichte) aber auch Ärzte, wobei sich diese mit den Pestmasken zu schützen versuchten. 

Nach groben Schätzungen durch Historiker starb von 1347 – 1351 mindestens ein Drittel von den damals 60 Millionen Einwohnern Europas. 

BEKÄMPFUNG:

Begraben wurden die an der Pest Verstorbenen außerhalb der Friedhöfe, außerhalb der Siedlungen, in Feldern und Wäldern. Im Laufe der Zeit wurden die Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche immer effizienter. Der Bogen reichte von Beten, Verehrung der Pestheiligen, Buße tun, Wallfahrten, Niederbrennen der Häuser, Flucht in den Aberglauben, Suchen von Sündenböcken (Judenprogrome), Desinfektion mit Wachholderreisig bis Quarantäne, Schließen der Stadttore, Schulschließungen, Alkoholverbot, Aufruf zu Hygiene, 1713 Abschottung der Staatsgrenzen durch Grenzwälle und kaiserliche Soldaten, strenge Strafen bei Nichteinhaltung der Regeln. In unserer Gegend wurde die Steyrer Infektionsverordnung vom Steyrer Stadtrat herausgegeben. Siehe: ANNO: Linzer Volksblatt 1903, in jeder Ausgabe vom 17.-30. Dezember 1903 jeweils S. 1 (Pest in OÖ – Nach authentischen Quellen gesammelt und zusammengestellt von J.B. Mittendorfer). 

DANK UND ERINNERUNG:

Pestsäulen wurden zur Erinnerung an die Dahingerafften und zum Dank überlebt zu haben in der Barockzeit nach 1713 auf Stadt- und Marktplätzen als Marien- oder Dreifaltigkeitssäulen errichtet. 

In Sierning sind 2 Pestsäulen bekannt, die eine im Kreuzungsbereich Ruthnergasse/ Bahnhofstraße und die andere am Autenberg, die 2005 wiedererrichtet wurde. 

Es gibt auch noch Kleindenkmäler in Sierning, bei denen die Vermutung im Raum steht, dass sie wegen der überstandenen Pest errichtet worden sind: 

  • Steinmarterl mit Papstkreuz Gnädigen, Oberbrunnern
  • Walchshofer Kreuz, Geyrweg 15, Hausleiten
  • Kainzbauern Kreuz, Wallernstraße
  • Steinsäule an der Wasserstiege

Sierninger Pestsäule



In der Sierninger Chronik Max Danners wird erwähnt und vermutet, dass Wolfgang Katzinger, Steinmetz in Steyr die Sierninger Pestsäule um 1500 geschaffen hat. Ein ähnlicher Bildstock (Siehe Bild links) steht nämlich im Garten des Pyhrn-Eisenwurzen Klinikums in Steyr. Auf einer der vier roten marmornen Hochreliefs ist der Name Katzinger und die Jahreszahl 1509 zu lesen.





Die Pestsäule zu verschiedenen Zeiten:

PestsäulePestsäule

Pestsäule









Die 5,5m hohe gotische Sierninger Säule ruht auf einem achteckigen Sockel. Der achteckige Schaft ist 2,06m hoch und aus Konglomerat. Ein dreistufiger Hals verbindet den Schaft und den quadratischen aus Sandstein gebildeten Aufsatz. In einer Vertiefung befindet sich die Skulptur des Heiligen Sebastians

Der Heilige Sebastian: Schutzpatron bei der Pest und anderen Seuchen
Auf Grund der Fürbitten zu ihm soll die sogenannte Justinianischen Pest von 680 n. Chr. in Rom sehr rasch erloschen sein. Daher erlangte er bei Ausbruch des Schwarzen Todes in er Mitte des 14. Jahrhunderts in ganz Europa Kultstatus. 

In den 3 flachen Nischen sind Blechbilder mit folgenden Darstellungen montiert: 

Blechbilder in den Nischen

 


Die Muttergottes mit Kind auf der Mondsichel stehend, in der Literatur auch Mondsichelmadonna genannt. 

Der Heilige Florian: Schutzpatron bei Feuer 

Die Heilige Elisabeth: Fürsprecherin der Armen 




Nach der Seuche litten die Menschen sehr oft an Hungersnöten, weil durch den Personalmangel die Felder nicht bestellt werden konnten. Den geschwächten Menschen war es nicht möglich, die Ernte rechtzeitig einzubringen. Ehemals gerodetes Land verödete, weil viele Gehöfte nicht mehr bewohnt waren. Handel und Wirtschaft kamen ebenso zum Erliegen. Begonnene Bauwerke wurden lange wegen Geldmangels nicht fertiggestellt. Die dazu benötigten Handwerker fehlten ebenfalls. 


WAS MEINEN SIE? 

Warum wurde der Hl. Florian an Pestsäulen häufig abgebildet?


DIE LETZTE RESTAURIERUNG

wurde 1967 vom Steinmetzmeister B. Steller aus Linz durchgeführt. Malermeister Walter Bayer sen. überarbeitete die Statue des Pestheiligen Sebastian. Prof. Karl Maria Kubicek erneuerte die Bilder. 


Weitere Informationen zu diesem umfassenden Thema:

https://wh1350.at/alltag-um-1350/die-pest-in-wien
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Pest

Eintrag im großen Kunstlexikon v. P.W. Hartmann der FU Berlin:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mondsichelmadonna
https://de.wikipedia.org/wiki/Pestheilige
https://www.anno.onb.ac.at Linzer Volksblatt 17. -30. Dezember 1903, jeweils S. 1.


OÖLB: Magazin I 17898/17 
Zaddach, Bernd Ingolf: Die Folgen des Schwarzen Todes (1347-51) für den Klerus in Mitteleuropa, Band 17 der Reihe Forschungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, herausgegeben von Prof. Dr. Knut Borchardt (München), Prof. Dr. Eckhart Schremmer (Heidelberg), Prof. Dr. Wolfgang Zorn (München), Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1971.


BEANTWORTUNG DER FRAGE: 
Ursprünglich flüchteten die noch nicht von der Pest angesteckten Menschen aus ihren Häusern. Zuvor brannten sie die Gebäude mitsamt den zurückgebliebenen Kranken und Toten nieder. In späterer Zeit desinfizierten die Überlebenden ihre Wohnstätten mit rauchendem Wacholderreisig, dabei kam es oft zu Bränden.